Heike Kaiser-Blömker

Mit Herz und Seele
gut begleitet durch den Alltag
 

Ankommen, oder?!

Datum: 01. Januar 2020

Schon lange bin ich auf dem Weg. Wohin eigentlich? Zu mir selbst, könnte ich sagen. Und was bedeutet das? Zu mir in Person, oder eher zu dem Sinn meines Lebens? Oder hat beides miteinander zu tun? Ist das eine ohne das andere überhaupt möglich?

Natürlich hat mein, also dieses Leben, mit meiner Geburt vor gut 50 Jahren angefangen. Ich habe mein Leben gelebt, irgendwie. Dabei habe ich wenig investiert, hatte kaum Ziele, zumindest nicht bewusst, bin so mitgelaufen. Durch meine Zwillinge und die Behinderung des einen Zwilling bekam mein Leben Farbe und auch Tiefe. Ich habe das Geistige Heilen kennengelernt und auch die Psychosynthese. Sie hat mich tief bewegt und bewegt mich immer noch. In ihr fühle ich mich zuhause. Sie bildet die Grundlage all dessen, was ich danach gelernt habe. Mein Ziel stand fest. Ich werde Psychosynthesetherapeutin und gehe in eine eigene Praxis.

Aber, habe ich zwischendurch irgendwann innegehalten, eine Pause eingelegt, den Kompass justiert? Nein, habe ich nicht. Ich habe die Psychosynthesetherapeutenausbildung abgeschlossen. Danach habe ich eine Beziehungsdynamische Sexualtherapie angehängt und abgeschlossen und auch eine Psychoonkologische Ausbildung, zertifiziert nach den Grundlagen der Deutschen Krebsgesellschaft, angefügt und abgeschlossen. Es schien irgendwie nie genug, denn der wirkliche Erfolg in einer eigenen Praxis mit Umsatz, doch vor allem mit Zufriedenheit blieb aus. Immer mehr habe ich investiert. Ich habe gezweifelt, ob es denn genug ist, was ich gemacht habe? Ob ich denn richtig bin für das, was ich tue. Doch nie habe ich mich getraut zu fragen, ob der Weg überhaupt stimmt bzw. ob der Weg mit dem Ziel übereinstimmt? Sollte ich am Ende alles aufgeben? Echt etwas anderes tun? All die Ausbildungen, die Homepage, Flyer – so viele Investitionen! Für genau was noch mal? Ach ja, die eigene Praxis, oder??

Im letzten Jahr ist meine Mutter verstorben, im selben Monat wie ein sehr guter Freund im Jahr davor. Berührende Momente, die Spuren hinterließen. Im Oktober habe ich angefangen, meinen alten Nachbarn, den ich sehr schätze und liebgewonnen habe, zu begleiten. Er gab mir den eigentlichen Anstoß für das, was folgen sollte. Ich habe unglaublich viel von ihm gelernt und bin ihm sehr dankbar. Geduld und Achtsamkeit habe ich neu entdecken dürfen. Viele Gespräche mit ihm und weitere Begegnungen mit alten Menschen haben dann den Ausschlag gegeben.
 

Endlich hatte ich den Mut innezuhalten. Ich konnte sehen, dass mein Weg ein folgerichtiger war, dass die Ausbildungen zueinander passen – aber ich konnte auch sehen, dass ich mich nie gefragt hatte, ob es richtig ist, dass am Ende die eigene Praxis steht. Mir einzugestehen, dass der Weg so nicht weitergeht, war sehr schwer und schmerzhaft. Scheitern. Wie oft habe ich selber gesagt, dass es richtig und wichtig ist, zu scheitern, weil das Platz für Neues macht. Aber als ich selbst an dem Punkt stand, war alles plötzlich nur noch Theorie. Ich kam nicht über diesen Punkt hinweg. Ich habe mich geschämt, an mir gezweifelt und gedacht, dass es am Ende doch nicht genug war. Ein Trauerprozess begann, denn auch geplatzte Träume müssen betrauert werden. Ich wollte mir eine Pause nehmen, mindestens bis zum März diesen Jahres. Doch es kam ganz anders.

Wieder war es die Begegnung mit einem alten Menschen, sehr berührend für uns beide. Und ich sah einen neuen Weg für mich. Ich begleite alte Menschen, Menschen, die Unterstützung benötigen, als Alltagsbegleiterin. All mein Wissen aus den Ausbildungen hilft mir, mich gut auf sie einzustellen, bilden eine Basis, auf der ein schönes Miteinander entsteht. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zu meiner Tätigkeit davor. Als Therapeutin meinte ich, irgendwie sein zu müssen. Jetzt bin ich. Wenn ich vor Ort bin, bin ich Heike mit all dem, was ich mitbringe. Das ist sehr befreiend. Und ich bin verbunden, wenn ich so unterwegs bin. Ich tue Dinge, von denen ich nicht dachte, dass ich sie kann. Ich habe sehr intensiven Kontakt zu einer dementen Dame, die ich großartig finde. Nie hätte ich geglaubt, dass das geht. Mein Herz geht auf, wenn ich dort bin. Mein Gefühl ist, dass es sinnvoll ist, diese Tätigkeit auszuüben. Ich bekomme so viel geschenkt und ja, ich habe das Gefühl, endlich anzukommen. Für jetzt. Wer weiß, wohin mich der Weg als nächstes führt. Für jetzt bin ich da, und das ist gut so.

Heike Kaiser-Blömker

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